Ausblick 2021

Die Chancen im neuen Beschaffungsrecht konsequent nutzen

Die Pandemie wird uns weiter beanspruchen. Die operative Umsetzung des Beschaffungsrechts steht an und damit sind die Strukturen für Nachhaltigkeit gesetzt. Diese wird 2021 mit konkreten Themen wie Baustoffrecycling und Kreislaufwirtschaft im Fokus stehen und deutlich an Bedeutung gewinnen.

«Wichtig ist und bleibt ein möglichst reibungsloser Ablauf der laufenden Projekte.»

Mario Marti

Auch 2021 wird die Bewältigung der COVID-19-Pandemie Zeit und Energie beanspruchen. Nebst einer regelmässigen Information der Mitgliedsunternehmen über aktuelle und sich verändernde gesetzliche Rahmenbedingungen steht vor allem der Austausch mit den grossen Auftraggebern im Vordergrund. Wichtig ist und bleibt ein möglichst reibungsloser Ablauf der laufenden Projekte sowie das kontinuierliche Lancieren und Durchführen neuer Projekte. Die Erschwernisse – z.B. infolge von Homeoffice-Arbeiten – dürfen nicht dazu führen, dass Projekte verzögert werden.

Behördenkontakte

Die seit vielen Jahren regelmässig stattfindenden Gespräche mit dem Bundesamt für Strassen ASTRA und den SBB (Infrastruktur) werden weitergeführt. Fokusthemen bleiben neben der COVID-19-Situation vor allem die Umsetzung des neuen Beschaffungsrechts sowie die Entwicklung im Bereich der Digitalisierung (BIM, neue Kooperationsformen etc.). Weiterhin intensiv war und ist der Austausch mit der KBOB. Mehrerer Vertreter der usic arbeiten in den verschiedenen Arbeitsgruppen mit, welche die bisherigen Leitfäden zur Beschaffung überarbeiten oder neue Empfehlungen erarbeiten. 

Honorare und Vertragsmodelle

Der SIA hat ein ambitiöses Projekt zur Revision der Leistungs- und Honorarmodelle (LHO) lanciert. Die usic ist mit verschiedenen Vertretern in den einzelnen Kommissionen aktiv. Sie setzt sich vor allem dafür ein, dass auch alternative Honorierungsmodelle (z.B. mit Anreizsystemen) und neue Kollaborationsformen geprüft werden. Die Leistungsbeschreibungen sollen flexibler angewendet werden können. So ist sichergestellt, dass die SIA LHO auch künftig Anwendung finden und verschiedene Projektabwicklungsmethoden bedienen können. Einen besonderen Fokus will die usic auf neue Kooperationsformen legen:

«Mit der Methode der Integrated Project Delivery (IPD) wird angestrebt, die üblichen Interessengegensätze zwischen den Projektbeteiligten zu überwinden und ein Projekt in Team mit gleichgelagerter Zielsetzung zu realisieren.»

Diese Methode bedingt nicht nur einen Kulturwandel und eine Offenheit aller Beteiligten, sondern auch neue vertragliche Grundlagen. Aus rechtlicher Sicht stellen sich hier einige anspruchsvolle Fragen. Die usic will mit Grundlagenarbeit einen Beitrag leisten, dass sich diese Methode in der Schweiz etablieren kann.

Digitalisierung

Die Digitalisierung ist nach wie vor ein zentrales Thema. Die usic engagiert sich weiterhin im Vorstand und im Steuerungsausschuss der Interessenplattform Bauen digital Schweiz. Der Fokus der usic liegt weiterhin auf guten Rahmenbedingungen für seine Mitgliedsunternehmen (Förderung digitaler Methoden im Bauprozess, offene Standards, klare Regeln etc.) sowie der Unterstützung der Mitglieder durch Schulung, Informationen, Umfragen etc. Die usic unterstützt den Digital Construction Event 2021. Die usic will sich schliesslich dem Thema der Softwarelizenzen, die zunehmend problematische Aspekte aufweisen, annehmen.

Bildung

Das Thema der Bildung gewinnt innerhalb der usic an Bedeutung. Der Aufbau von Plavenir, der nationalen Trägerschaft für die berufliche Grundbildung der Zeichnerberufe im Berufsfeld Raum- und Bauplanung, kommt gut voran. Im 2021 soll ein Ausbildungsangebot für Lernende im Bereich der Digitalisierung (BIM) lanciert werden. Im Verlauf des 2021 wird die usic ein Positionspapier zu den Ansprüchen der Praxis an die Ingenieurausbildung an den Eidgenössischen Technischen Hochschulen publizieren. 

Nachhaltigkeit

Das Thema der Nachhaltigkeit nimmt in der Bauwirtschaft mittlerweile zu Recht eine zentrale Rolle ein. Das neue Beschaffungsrecht, welches die Nachhaltigkeit zum obersten Paradigma erhoben hat, spielt dabei eine wichtige Rolle. Die neuen Chancen des Beschaffungsrechts sind nun konsequent zu nutzen. Dabei ist es aber nicht getan:

«Nachhaltigkeitsüberlegungen dürfen nicht nur bei der Beschaffung eine Rolle spielen, sondern müssen vor allem auch in der Projektabwicklung oberste Maxime sein.»

Die usic will sich dafür einsetzen, dass die Forderungen der Kreislaufwirtschaft und der Nachhaltigkeit vermehrt Gehör finden und dass der heute oft noch feststellbare Bruch zwischen Beschaffung und Projektabwicklung gekittet wird. Ganz grundsätzlich bietet die Entwicklung hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft und Gesellschaft für Planungsbüros eine grosse Chance. Die usic will auch in diesem Bereich ihren Beitrag für gute Rahmenbedingungen (Beschaffungsrecht, Kreislaufwirtschaft, Baustoffrecycling etc.) leisten.

Rechtsberatung

Die Rechtsberatungsdienstleistungen der usic waren 2020 angesichts der COVID-19-Pandemie besonders stark gefragt. Im Rahmen der kostenlosen ersten Rechtsberatung beantwortete der usic Rechtsdienst 250 Anfragen (Vorjahr 165), vorab zum Arbeits-, Bau- und allgemeinen Vertragsrecht. Im Rahmen des «Helpdesk Vergabe» wurden weitere 54 Anfragen (Vorjahr 48) zum Beschaffungsrecht bearbeitet. Hierbei nicht eingeschlossen ist die Rechtsberatung der usic-Stiftung in haftpflicht- und versicherungsrechtlichen Fragen.

Die Rechtsberatung ist nach wie vor ein wichtiger Pfeiler des Dienstleistungsangebotes der usic. Rechtsuchenden usic Mitgliedern soll dabei nicht nur in Streitfällen erste Hilfe geboten werden, sondern juristischer Rat soll auch vorgängig und präventiv wirken. Im Umfang einer allgemeinen Erstberatung mit Vorgehensempfehlung ist die Rechtsberatung eine kostenlose Verbandsdienstleistung für alle usic Mitglieder.

Kommunikation

Im 2021 wird die neue usic Website lanciert. Die bisherigen Funktionalitäten bleiben erhalten und das Erscheinungsbild wird modernisiert und aktualisiert. Die neue Website gibt uns verbesserte Möglichkeiten in der Kommunikation. Die AG PR hat eine Diskussion über den Namen der Vereinigung angestossen. Die Mitglieder haben sich im Rahmen der Generalversammlung 2020 mit einer knappen Mehrheit für den Start eines Prozesses zur Überprüfung des Vereinsnamens ausgesprochen. Bevor konkrete Vorschläge diskutiert werden können, soll nun vorerst eine vertiefte Analyse der Vor- und Nachteile gemacht werden. Das letzte Wort haben – so oder anders – die Mitglieder. 

Think Tank

Nachdem 2020 das Projekt des Think Tanks weiter vorangetrieben werden konnte, erfolgt nun 2021 die Umsetzung. Ziel des Think Tanks ist es, ein Gefäss zu schaffen, in welchem die Ingenieurinnen und Ingenieure wieder vermehrt als wichtige Akteure für die künftige Entwicklung in allen zentralen Bereichen wahrgenommen werden. Die Arbeiten orientieren sich an den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen UN. Im 2021 darf mit ersten Ergebnissen gerechnet werden.

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